Dienstag, 19. Februar 2013

CROSSROADS








Es waren scheißkalte Pfingstfeiertage in Bendiktbeueren 1974. 10 Ministranten und Pfarrer auf großem Ausflug. Kurz Halt in München, Marienplatz angesehen, Schnupftabak gekauft, was sich als großer Fehler erwiesen hat......war halt schon damal genussorientiert und schoß auch da mal wieder über das Ziel hinaus. Weiterfahren, ankommen in der Jugendherberge, Betten beziehen, schlafen.

Am Morgen dann Frühstück im Speisesaal, danach das Kloster erkunden. Es waren dort Nutzbete angelegt, Kräuterbete und und und......Ställe mit Viechern groß und klein, Geräteschuppen, Sportplätze. Wie gesagt es war scheißekalt und draussen machte es keinen richtigen Spaß. Zum Glück gab es ja die große Halle mit der Tischtennisplatte und da haben Buben im zarten Alter von 13 Jahren immer ihren Spaß. Nur waren wir nicht alleine in der Jugendherberge, sondern mußten sie mit einer Schulklasse aus Nordrhein-Westfalen teilen und wie Buben nun mal so sind, hauen sie schön auf den Putz um zu zeigen wer hier das sagen hat. Ging dann alles sehr friedlich zu und wir mischten uns dann recht harmonisch und hatten viel Spaß beim Rundlauf und den anschließenden Einzeln.

Hier muß ich nun einfügen das ich in Bayern meine schulische Karriere bestreiten durfte und zu dieser Zeit war es noch usus das es getrennte Klassen sowie getrennte weiterführende Schulen gab. Sprich Mädchen waren definitiv für uns kein Thema, weil kein Kontakt. Hallo ich war 13 und spielte verdammt gut Fußball.....Mädchen...so ein Blödsinn.

Ich freundete mich in den drei Tagen mit einem der Jungen an und wir verbrachten die Freizeit die wir zwischen den einzelnen Aktivitäten hatten zusammen. Wir sprachen über "Gott und die Welt", wie Männer das nun einmal tun....bis er auf einmal leiser wurde. Ich fragte ihn was denn los sei. Und dann begann er zu stottern, er habe eine Freundin die mit auf dieser Klassenreise ist und sie würde gerne einen Zungenkuss von ihm bekommen und er weiß nicht wie es geht und er könne sich vorstellen, da sie es auch nicht kann, das ich ihr es beibringe und sie es dann ihm. Großspurig wie ich nun manchmal bin sagte ich ihm: Schick sie vorbei, ich mach das dann schon so das es was wird. Gesagt und vergessen.

Nachdem Abendessen kam er dann auf mich zu und sagte sie sei einverstanden!

Es pochte in meinen Schläfen, der Mund wurde trocken, die Pulsfrequenz stieg an und ich glaube ich hatte eine Art Schnappatmung....oh mein Gott, was mach in nun, hatte ich doch von Tuten und Blasen nicht die geringste Spur einer Ahnung. Was tun Hans? Cool wie ich nun einmal bin sagte ich ihm das wir uns in einer halben Stunden unten an der Scheune treffen und ich dann mit ihr in die Scheune gehen werde und das tue was ein Mann eben tun muß wenn er einen Lehrauftrag hat. Mein Güte wie mir die Kniee zitterten. Hochstapler, elender! Jetzt wirst Du Deiner gerechten Strafe als Großmaul zugeführt!

Was war das für ein Auflauf vor der Scheune, die halbe Klasse war anwesend und natürlich hatte ich meine Ministranten dabei. Wir wurden uns vorgestellt und ich sagte ihr, daß sie keine Angst zu haben braucht und es ein ganz wunderbares Erlebnis werden würde. Wir verabschiedeten uns in die Scheune und gingen nach hinten in die Ecke wo ein Scheunenwagen stand und setzten uns auf die Deichsel. Sie wollte wissen wie wir das jetzt machen und ich sagte ihr: Nicht reden und küsste sie gleich auf den Mund und ging dann ganz zaghaft mit meiner Zunge nach vorne und sie öffnete ihre warmen weichen Lippen leicht und dann spürte ich ihre Zunge und ich dachte ich sei im Himmel.......hach was war das schön! Zeitgefühl was ist das....ich weiß nicht wie lange wir in der Scheune waren, aber ich weiß noch ganz genau wie schön es war.

Am nächsten Tag war dann Abreise von uns. Ich total verwirrt und nicht wissend was aus mir nun wird. Ich habe auch keine Erinnerung mehr wie sie an meine Adresse gekommen ist, aber ein paar Tage später lag ein schön mit Blumen und gelber Sonne verzierter Brief im Briefkasten den mir meine Mutter mit eine für mich "fiesen" Lächeln überreichte. Und nun nimmt das Drama für mich seinen Lauf. Ich laß den Brief und mir schlug das Herz bis in den Schädel. Die üblichen Reaktionen, Spucke weg, Schwindel, Schnappatmung und und und.....sie habe sich getrennt und sie wolle nun mit mir zusammen sein....und dann habe ich einen der größten Fehler meines Lebens gemacht. Ich zeriss den Brief und schmiß ihn weg.

Heute denke ich mit Wehmut an dieses verflixtkalte Pfingsten und die Fehlentscheidung die ich traf. Kein Name, keine Adresse, kein Foto...nichts ausser die Erinnerung an einen sehr aufregenden Tag in meinem Leben. Ich würde sonst was drum geben sie noch einmal zu sehen und ihr zu Danken!

4 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Das muss schon ein ziemlich außergewöhnlicher Kuss gewesen sein...

Hans hat gesagt…

The fucking first ONE!

Unknown hat gesagt…

"The first cut is the deepest..."

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Ich mag diese Geschichte. Diese Möglichkeiten, die man nicht genutzt hat... Das vergisst man eben nie.
Könnte man ein Buch oder auch einen Film draus machen ;)