Mittwoch, 6. Februar 2013
TÖTEN!
Töten!
Sollte ich sie töten?
Eine Frage die mich gerade sehr stark umtreibt und in einen inneren Konflikt gestürzt hat.
Wie halte ich es mit dem Töten?
Kann ich es?
Wann habe ich das letzte Mal getötet?
Was habe ich getötet?
Was ist meine erste Erinnerung an töten, also an den Akt des Tötens?
Wie waren meine Gefühle?
Wie sind sie jetzt wenn ich töte?
Im Alter von vier/fünf Jahren habe ich die Sommerferien immer zur Hälfte bei der einen Oma und zur Anderen bei meiner Lieblingsoma verbracht. Hinter dem 30iger Jahre Bau waren Betonplatten zum Garten verlegt und die Blumenrabatten hatten einen kleinen Steinsockel. Die Übergänge waren entweder moos- oder grasbewachsen und dazwischen türmten sich kleine Sandhügelchen auf aus denen Ameisen fleißig herauskrabbelten und sich auf den Weg zur Nahrungsbeschaffung machten. Ich sah also diese kleinen Ameisenstraßen und jetzt frage ich mich wer oder was mich auf die Idee gebracht hat diese Ameisen dort auf der Ameisenstraße zu "stempeln"? Es gab drei Formen des Stempeln, zum Einen die Methode mit den Fingern, wobei ich soweit ich mich erinnern kann den Daumen bevorzugt habe, dann die mit dem Han's'dballen oder die mit der Faust, wobei ich die ulnare Seite benutzte. Aus Erzählungen weiß ich das ich beim Ausüben dieser Tätigkeit immer laut aufgejuchtzt habe und es für mich offensichtlich eine helle Freude gewesen war. Ich habe schon lange nicht mehr an diese Sommer in Würzburg denken müssen......
Im Alter von 9-10 Jahren kann ich mich an ein heißes Sommergewitter in Veitshöchheim erinnern an dem ich auf den dampfenden Steinplatten des Wäscheplatzes auf dem Weg zum Fußballtraining wieder solche kleinen Sandhügelchen sah....setzte mich hin und wollte Ameisen "stempeln".......ich konnte es nicht. Nicht das mich das damals erschütterte oder mich in eine Sinnkrise brachte, nein, ich konnte es einfach nicht und dachte mir nichts dabei.
Ich sehnte meinen 18 Geburtstag herbei um endlich aus dieser Enge in der ich mich in meiner Familie immer befunden habe auszubrechen. Wohin? Zur Oma nach Würzubrg, zu den Betonplatten, zu einer Frau die mich verstand. Oma und Opa, nein Opa hatte früher einen Vogelzucht, Kanarien, Wellensittiche, Fasanen, Zebrafinken.....usw.....Opa war nun schon seit fünf Jahren tot und ich lebte zwei Jahre bei meiner Oma oben unterm Dach. Als sie mich laut rief ich möge doch sofort in den Garten kommen. Ein Bild der Hilflosigkeit bot sich mir. Da stand diese Frau vor einem kleinen Spatz der mit einem ziemlich abstrus abstehendem Flügel umher hüpfte. Ich habe noch heute die Worte im breitestem unterfränkisch im Ohr:
...ich kanns nedd, ich kanns nedd....Hans machs du!
Was machen?
Mach'n hie!
Tot?
Mach'n hie!
Da stand ich nun vor diesem Häufchen Elend und fand mich eigentlich elender....wie bringe ich diesen verletzen Vogel nun um. Oma war der Meinung es sei das sicherste ihn an die Wand zu werfen oder ihm den Hals umzudrehen. Aber da hätte ich ja beide Hände benutzen müssen und ich wollte diesen Vogel doch nicht anfassen, wollte ihn nicht töten....ist es das beste ihn zu töten....darf ich das....?
Ich entschloß mich für die Wand.
Was folgte war die reinste Tortour für den Vogel. Ich hatte nicht den Mut ihn einfach mit dem Schwung eines Schlagwurfes so wie ich ihn immer beim Handballspielen benutze an die Wand zu werfen. Um es kurz zu machen, es waren drei oder vier Versuche nötig bis das Köpfchen schlaff am Rumpf hing.
Der letzte Tötungsakt an den ich mich erinnern kann ist garnich solange her. Es war eine Spinne und ich habe mir da keine Gedanken gemacht. Nein, einfach 'gestempelt' und gut war.
Wie komme ich darauf?
Heute ist mir bei einem Spaziergang eine Hausratte aufgefallen die sich sonderbar bewegte. Zu erst dachte ich das dieses weißbraun gescheckte Tierchen sich an einem kleinerem Artgenossen vergeht und habe sofort das iPhone rausgerissen um wieder ein "another60seconds" Video zu drehen. Auf den Auslöser gedrückt und draufgehalten. Näher ran gehen....gut...ja, besorgs ihr.....und bei diesem Gedanken hätte ich mich beinahe verschluckt. Was ist das? Oh, mein Gott! Fuck Fuck Fuck! Dieser arme Kreatur, ungefähr 20cm groß, quoll eine kinderfaustgroße Geschwulst aus dem Bauchraum, genau unterhalb des Rippenbogens bis zum Genitalbereich. Sie war mitten auf dem Weg und versuchte in Richtung Friedhofsmauer zu flüchten. Ich starte sie an und sofort war der Gedanke da was tun....töten?! Innerhalb von Bruchteilen von Sekunden war für mich klar das ich dies nicht tun kann. Ich bin nicht in der Lage ein empfindenes Wesen zu töten. Nicht wenn ich Zeit zum Nachdenken habe.
Was aber wenn ich keine Zeit dafür habe?
Ich machte Gasho, verneigte mich und wünschte ihr das sie so schnell wie möglich von ihren Qualen befreit werde, ich kann es nicht.....
TÖTEN?!
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen