ANDRÉ BRETON: Warum?
PAUL EDUARD: Weil für mich die sexuelle Betätigung die Basis aller Geistestätigkeit ist.
ANDRÉ BRETON: Ich halt die physische Liebe für etwas, das die Entleerung des Geistes von fast allen Ideen zur Folge hat.
PAUL EDUARD: Absolut dagegen, a priori.
YVES TANGUY: A prioir?
PAUL EDUARD: Und a posteriori.
ANDRÉ BRETON: Warum a priori?
PAUL EDUARD: Ich ziehe aus dem Begehren genauso viel geistige Befriedigung wie aus der Befriedigung des Begehrens.
ANDRÉ BRETON: Na also! Warum dann noch das Begehren befriedigen?
PAUL EDUARD: Um es zu erneuren.
ANDRÉ BRETON: Von einer Person zur anderen?
PAUL EDURAD: Oder zur selben, das ist ziemlich egal.
ANDRÉ BRETON: Warum sollte man das Begehren erneuern? Ist es ungenügend an sich, und wenn man es nach einer letzen Analyse als ungenügend an sich beurteilt, wie kann man dann akzeptieren, es zu erneuern?
PAUL EDUARD: Um das Objekt dieser Begierde zu erneuern.
ANDRÉ BRETON: Das Objekt erneuern kann in einem solchen Fall nur heißen, es zu ändern.
PAUL EDUARD: Ganz genau, selbst wenn die Person dieselbe ist. Es gibt für mich keine Verwirklichung des Begehrens, das eine anderen entspricht.
ANDRÉ BRETON: Diese Vorstellung stellt die Idee von der Liebe über das geliebte oder zu liebende Wesen, d. h. sie macht daraus ein Mittel zum Zweck. Ich liebe die Frau zu sehr, und ich halte mich für unbedingt fähig, eine Frau zu lieben, um nicht etwas gegen eine derartig Einstellung zu haben.
PAUL EDUARD: Nicht die Idee der Liebe erschafft ein Wesen, sondern ein Wesen, das liebt, neigt dazu, um das Leben möglich zu machen, es zu ändern (das Leben). Das Leben ist nur dann eintönig, wenn man nicht liebt, und die verschiedenen Arten des Begehrens und er Befriedigung dieses Begehrens betreffend ie Liebe. Man kann nicht lieben, wenn das Begehren immer gleich ist.
"Recherche im Reich der Sinne"
Zehntes Gespräch
26. November 1930
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