Montag, 6. Mai 2013

07. Mai 1990

16:55 Uhr!

Ich steh vor dem Tor hinter dem sich ein laut bellender Boxerhund befindet. Er sabbert aus dem Maul, knurrt und gibt gefährliche Geräusche von sich.

Seit eindreiviertel Stunden weiß ich das ich durch dieses Tor muß um das zu bekommen was ich will. Ich weiß nicht wie oft ich mit dem Fahrrad um den Block gefahren bin, immer am Zaun vorbei und immer dieses laute Bellen!
Vom Tor bis zur rettenden Haustüre sind es gut und gerne 30 Meter.....da kann ich noch so schnell rennen wie ich will, der kriegt mich immer und ich hatte keine vier Jahre zuvor noch 11,03 sec auf die Tartanbahn gelegt. Meine Angst vor Hunden hat sich im Alter von 14 Jahren manifestiert als mich ein Schäferhund in den Bauch biß.

Was hat mich dazu gebracht mich solch einer 'Gefahr' auszusetzen? Ich hatte Freund D. aus München von meinem Traum erzählt und gründlich und gewissenhaft wie er nun einmal ist hat er mir die Telefonnummer besorgt und ich einmal so "unter Druck" gesetzt, mußte dann auch noch anrufen. Ich telefonierte fast eine Woche um diesen Termin zu bekommen. Wunderte mich das ich so hartnäckig sein kann. Muß also wirklich ein inneres Bedürfnis sein das mich da trieb. Und jetzt das!

Der Boxerhund!

Ich drücke die Klingel. Eine Frau cirka 60 Jahre alt tritt aus der Haustüre und ruft mir zu: Nicht das Tor aufdrücken ich muß den Hund noch halten!

Puhhh!

Sie fängt also diese Bestie ein und ich öffne das Tor. Der Hund bleibt ruhig. Sie fragt mich was ich wünsche. Ich habe um 17 Uhr einen Termin bei Frau Bongers. Ah, Frau Bongers, einen kleinen Augenblick.
Sie geht nach oben in den ersten Stock.
Eine gut und gerne schon weit in den 80igern sich befindende Dame kommt zur Türe und fragt mich ob ich einen Tee möchte. Ich sage: Gerne.
Dann folgen Sie mir bitte auf die Terrasse.
In diesem Augenblick öffnet sich das Fenster über dem Eingang im ersten Stock und eine Dame ähnlichen Alters wie die Dame die mich zum Tee einlud, ruft herunter was ich möchte.
Frau Bongers?
Ja!
Wir hatten um 17 Uhr einen Termin.
Nein, nein....um 7 Uhr abends....
Oh, dann komme ich noch einmal wieder.
Aus dem Flur kommt der Ruf der Teetrinkerin....kommen Sie auf die Terrasse!
Von oben kommt.....geben Sie mir noch 10 Minuten!
Ich folge also der Teetrinkerin auf die Terrasse. Sie schenkt mir Tee ein und vom Balkon oben kommt ein.....ich bin gleich soweit!

Eine schnell getrunkene Tasse Tee später bin ich auf dem Weg in den ersten Stock. Oben angelangt geht es nach rechts in einen kurzen Flur und dann gleich in das Wohnzimmer. Geradeaus durch geht es auf den Balkon, an der linken Wand wenn man das Zimmer betritt befindet sich eine Bücherwand. Rechts neben der Balkontüre steht ein Flügel und hinter dem Flügel ein übermannsgroßer Benjamini. Auf der rechten Seite befindet sich ein großes Fenster mit Blick auf den Rasen und den 30 Metern Fußweg zum Tor. Vor dem Fenster ist ein großer Ohrensessel platziert. Gegen über des Flügels befindet sich ein Sofa auf dem ich Platz nehmen werde.

Nun gut mein junger Herr, was wünschen Sie?
Ich möchte Schauspieler werden!
Na, dann erzählen Sie mal von Ihrem Leben.
Und ich beginne zu erzählen und auf einmal hatte ich ein Gefühl wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte.
Ich war angekommen!
Ich redete und redete und erzählte und und und und und.....
Gut, Sie werde ich noch ausbilden.
Und ich redete und redete und erzählte und und und und.....
Dann kommen Sie morgen um 10 Uhr zu ihrer ersten Stunde.
Und ich redete und redete und erzählte und und und und.....wie bitte???
Morgen um 10 Uhr!
Ich konnte mein Glück garnicht fassen!
Um 10 Uhr beginnt meine Karriere!
Nicht verschlafen!
Oh.....hatte ich schon die Nacht davor nicht geschlafen weil ich den Termin um 17 Uhr nicht verpennen wollte, stand mir eine weitere schlaflose Nacht bevor, ein Nacht mit Filmpremieren, mit tollen Autos, SuperFrauen..........
Pünktlich um 10 Uhr stand ich dann vor dem Tor und der Boxer war nicht zu sehen. Trotzdem schlug mein Herz bis zum Hals und das aus Angst und Vorfreude. Unbeschadet erreichte ich die Haustüre und gelangte in den ersten Stock. Dort empfing mich Frau Bongers mit einer Schauspielschülerin. S.B. ein wunderbare Kollegin. Ich übernahm dann von ihr auch das erste Gedicht das ich auswendig lernen durfte.

Es streben der Seele Gebete
Den helfenden Engeln entgegen;
Entdeckend des Herzens Wehe,
Wenn Schmerzen es brennend verzehren!
Wenn der Rebe rechter Segen
Jede Seele mehr erreget,
Werde edel, selbstvergessen,
Schneller jedes Herz beweget!

Max, so hieß der Boxer, und ich wurden keine wirklichen Freunde, was nicht an ihm sondern eher an meiner Furcht lag, aber auch diese Furcht habe ich mit Hilfe des einzig wahren Filmhundes auf diesem Planten überwunden.....das ist nun wieder eine ganz andere Geschichte.



8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Lieber Hans, du kannst nicht nur spielen sondern auch schreiben. Sehr schön! Susanne

Goldi hat gesagt…

Danke für den Einblick ;)

Anonym hat gesagt…

Hans.

Das Du Klasse schreibst wußte ich ja schon, daß Du Angst vor Hunden hast nicht!

Anonym hat gesagt…

Warum willst Du denn alle Kommentare erst prüfen. Du bist doch kein Schulmädchen mehr ;-)

Lady Crooks hat gesagt…

Was ich mich jetzt frage ist: Warum steht nicht dein NAme bei den Schülern von Frau Bongarz?

Danke dir für das Teilen deiner Erinnerungen...

Lady Crooks hat gesagt…

Bongers natürlich!

Sorry...
Ich bin heute etwas müde. War spät gestern;-)

Hans hat gesagt…

@MO: der einzig wahre Filmhund hat mit mir seinen Lieblingsknochen geteilt und damit war das mit der Angst dann auch perdü....Du hättest das Herrchen sehen sollen......EIFERSUCHT pur!

@Lady: War spät??? War was??? An dem Eintrag ist nicht zu denken.....war ja nicht offiziell in ihrer Schule.

Lady Crooks hat gesagt…

Aber du warst doch ihr Schüler!

Schule hin, Schule her!

Egal..

Ja, es standen ein paar Flaschen Wein und Sekt heute morgen in der Küche herum....
Leer...

Keine Ahnung wieso;-)