Stehengelassene Weinflaschen
Gibs uns am Tog, gibs uns bei Nocht,
Leidenschaft heißt leiden und es lässt sich nicht vermeiden dass die Wunde klafft.
Gibs uns am Tog, gibs uns bei Nocht,
Baby du weißt ganz genau, dass uns auf die Goschn haut weil wir sand schwoch.
Stehengelassene Weinflaschen,
goldene Handtaschen,
es ist schön bei dir.
Stehengelassene Weingärten,
niemand will im Heim sterben.
Es ist schön bei dir.
Gibs uns am Tog, gibs uns bei Nocht,
leiden heißt vertreiben und es lässt sich nicht vermeiden dass dus wieder machst.
Sag was du brauchst, auch wenn dus hast,
Baby du weißt ganz genau, dass uns auf die Goschn haun weil wir sand schwach.
Stehengelassene Weinflaschen,
goldene Handtaschen,
es ist schön bei dir.
Stehengelassene Weingärten,
niemand will im Heim sterben.
Es ist schön bei dir.
Es ist schön bei dir.
Es ist schön bei dir.
Es ist schön bei dir.
schön bei dir,
schön bei dir.
Es ist schön bei dir.
Kritik der Berliner Morgenpost vom 16.02.15
Bei den Österreichern von Wanda zählt nur heuer
Donnerstag, Freitag und Sonntag spielte die
österreichische Indie-Pop-Band "Wanda" im Badehaus Szimpla in
Friedrichshain. Dreimal ist der Club ausverkauft - und Berlin ganz
verliebt.
Donnerstag. Freitag. Ausverkauft. Und dann
wieder, zum dritten Mal ausverkauft, am Sonntag im Badehaus Szimpla in
Friedrichshain. Und Berlin singt: Aaaans, zwaar, drei, vier, es ist so
schön bei dir. Und das Schlagzeug kracht, bumm, bumm, wie ein übersatter
Herzschlag hinterher.
Berlin, das kann man ruhig mal so
sagen, liebt Wanda, die wilde Wanda, vier Männer aus Wien. In ihrer
Mitte, namensgebend Marco Michael Wanda, und der singt in sein Mikrofon,
wie andere aus einer Flasche trinken.
Er
singt Österreichisch, und das hatte man längst vergessen – Falco,
wirklich, sorry – wie gut das klingt, nein, wie wahnsinnig gut das
klingt, und er hebt die Hand in die Luft und dreht sich darunter: Ich
bin ein einfacher Typ ohne viel Hirn aber, Baby – singt er und immer,
immer wieder singt er "Baby", und das ist genau richtig so, denn sänge
er Schatzi, oh Baby, dann wäre das, was sich hier so gut anfühlt
wahrscheinlich Schlager.
Wanda bittet:
Tu' mir weh, Luzia, und er raucht dabei, und singt: Oder irgendwer
anders tut's statt dir. "Luzia" ist das erste Lied des Abends, und
genauso wie das Lied ist Wanda. Italo-Pop-Liebe. Amore. Aber sie brennt
ein bisschen im offenen Herzen, denn es ist nicht die erste Liebe, es
ist Liebe mit Schnaps, denn man weiß, Baby, wir bekommen irgendwann
einen Kater, aber jetzt erstmal zählt nur heuer.
Süffisant und flegelhaft
Und
der Gitarrist Manuel Christoph Poppe daneben, der lächelt süffisant und
flegelhaft und wiegt seine schrammelnde Gitarre wie eine kleine Lady,
die er gerade aus dem Bett gehoben hat, im Italien-Urlaub. Bologna. Es
ist warm, man trinkt wieder, natürlich, Schnaps zum Frühstück und ist
ganz besoffen vom Vollgasverknalltsein mit Zigaretten im Handschuhfach.
Und auf dem Beifahrersitz des alten, schönen Mercedes SLR 107, da liegt
ein durch den Sommerkleidärmel ausgezogener BH. Irgendwie so, irgendwie
genauso klingt Wanda.
Und Berlin findet
das richtig, richtig gut. Die Stadt ist viel gewöhnt, zu viel. Sehr
selten fühlt sich ein Konzert nicht an, wie einfach nur das nächste
Konzert, sondern wie ein Fest auf das alle gewartet haben. Es sind
Wanda-Festspiele in Berlin, sagt der Sänger, und es ist warm und
eigentlich auch viel zu eng im Zuschauerraum, aber das Publikum jubelt
und feiert und sieht einfach wahnsinnig gut aus mit seinen Halstüchern
und Schiebermützen zu kirschrot geschminkten Lippen.
2014
waren Wanda einfach so da. Es soll wohl auch ein Geheimnis bleiben, was
die Herren vorher getrieben haben. Sie könnten Schauspieler gewesen
sein, Stadttheater-Schauspieler im Lederblouson mit leichtem Bauchansatz
und verschwitzen Brusthaarflaum. Oder kellnernde Literaten. Irgendwie
sowas müssen sie gewesen sein. Wer nicht herumhedonisiert, schreibt
solche Lieder nicht.
Die wilde Wanda kommt zurück
"Schick
mir die Post" war die erste Single, ein Erfolg in Österreich. Im
Oktober kam das Album, "Amore". Den Hit "Bologna" den singen auch hier
alle mit, gleich zwei mal wird er gespielt, genau wie "Luzia", denn das
Publikum will die Band nicht gehen lassen. Eine Flasche kreist. Sie
kommt von der Bühne. "Sauza Tequila" – Schnaps, natürlich – und alle
trinken draus.
Im September soll das
nächste Album erscheinen, sagt die Band zum Schluss, der dann doch noch
kommt, und die Männer umarmen sich, verbeugen sich wie beim Theater,
gehen sich gegenseitig durchs lichter werdende Haar, und das Publikum
winkt, mit ausgestreckten Armen und flatterhaften Fingern. Im März kommt
die wilde Wanda als Vorband von Kraftklub zurück nach Berlin.
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